» 19.05.2020 « Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben auch gestern wieder deutlich angezogen und den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten erreicht. Auch wenn es heute morgen zu leichten Gewinnmitnahmen kommt, werden in Folge auch die Heizöl-Notierungen ihren Aufwärtstrend der letzten Tage heute wohl weiter fortsetzen.
Aktuell stehen die Juli-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte "Brent" bei 35,20 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl "West Texas Intermediate" kostet zur Stunde 32,80 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar schöne Gewinne erzielen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0925 US-Dollar gehandelt.
Machte der Ölmarkt beim letzten Frontmonatswechsel der US-Ölsorte "WTI" vor rund vier Wochen noch mit Negativpreisen Schlagzeilen, so sind die Rohölpreise in diesen Tagen von einem starken Optimismus getrieben und eine Wiederholung dieses wohl einmaligen Szenarios ist sehr unwahrscheinlich geworden. Die Marktteilnehmer haben wohl keinerlei Sorge mehr, dass die Lagerkapazitäten nicht ausreichen könnten und sehen zudem auch erste Anzeichen, dass die Ölnachfrage eventuell früher als erwartet wieder Normalniveau erreichen könnte.
Vor allem in China scheint der Wirtschaftsmotor wieder gut angesprungen zu sein und hier soll der Ölverbrauch mittlerweile wieder bei rund 13 Millionen Barrel pro Tag liegen. Letztes Jahr um diese Zeit lag dieser lediglich um 0,4 Millionen Barrel pro Tag höher. Die Menschen meiden hier wohl auch die öffentlichen Verkehrsmittel um möglichen Ansteckungen aus dem Wege zu gehen und nutzen dafür lieber das Auto oder den Roller.
Zudem geht es mit der Umsetzung des OPEC-Förderabkommens wohl etwas besser voran als gedacht. Vor allem Russland soll schon bald die zugesagte Reduzierung auf 8,5 Millionen Barrel erreicht haben. Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben ja die Ölhähne bereits in der letzten Woche freiwillig noch stärker zugedreht als dies eigentlich vereinbart wurde.
Aber auch Nachrichten über Erfolge bei der Impfstoff-Forschung treiben nicht nur die Ölpreise an, sondern lassen auch die Aktienkurse wieder kräftig steigen.Bei all der Euphorie sollte aber nicht vergessen werden, dass der globale Wirtschaftsmotor stark ins Stottern geraten und auch die Gefahr einer zweiten Ansteckungswelle allgegenwärtig ist. Der Ölmarkt wird bis mindestens Juni hinein deutlich überversorgt bleiben und bei den aktuellen Preisen gehen sicherlich auch bald wieder viele kleinere US-Ölunternehmen mit ihren Förderanlagen in Betrieb.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar deutlich zulegen und dabei sicherlich von der guten Stimmung an den weltweiten Finanzmärkten profitieren. Auch der von Merkel und Macron gemeinsam ausgearbeitete Wiederaufbauplan für die europäische Wirtschaft kam bei den Anlegern offenbar gut an, auch wenn es hier bereits erste Widerstände bei anderen EU-Staaten gibt.
Trotz der Währungsgewinne werden die Heizölpreise auch heute wieder mit deutlichen Aufschlägen in den Handel starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Plus in einer Größenordnung von knapp einen Cent pro Liter erwarten. Mittlerweile scheint der Ölmarkt kurzfristig aber doch stark überhitzt zu sein, sodass es hier in nächster Zeit durchaus wieder zu einer Korrektur kommen könnte. Ob es am Heizöl-Markt nochmals für neue Tiefständen reichen wird, ist mittlerweile aber eher zu bezweifeln.
Erläuterung bzw. Klarstellung zum Klimapaket der Bundesregierung: Bestehende Ölheizungen dürfen uneingeschränkt weiter betrieben werden. Erst ab 2026 sollen neue Ölheizungen mit einer regenerativen Energiequelle kombiniert bzw. ergänzt werden , z. B. Solarthermie oder Photovoltaik für Brauchwasser bzw. Heizungsunterstützung. Sollte dies nicht möglich und auch kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden sein, darf auch nach 2026 eine neue Ölheizung einbaut werden.
Unabhängig davon ist es absehbar, dass in den nächsten Jahren auch CO2-neutrales Heizöl (Stichwort E-Fuels) zu einem bezahlbaren Preis angeboten werden kann. Dieses kann problemlos in bestehenden Heizungen eingesetzt werden.
(Quelle: Heizöl-News von FastEnergy)