» 22.04.2020 « Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben auch gestern wieder deutlich an Wert verloren und sind auf ein neues Langzeittief zurückgefallen. In Folge geben hierzulande auch die Heizöl-Notierungen weiter kräftig nach und haben vielerorts mittlerweile ein äußerst attraktives Niveau erreicht.
Aktuell stehen die Juni-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte "Brent" bei nur noch 16,70 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl "West Texas Intermediate" kostet zur Stunde knapp 11 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar leicht verbessern und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0860 US-Dollar gehandelt.
Nachdem der gestern ausgelaufene Mai-Kontrakt der US-Ölsorte "WTI" mit teilweise Negativpreisen weltweit Aufsehen erregt hat, sind auch die Preise für die europäische Ölsorte "Brent" weiter auf den tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren gefallen. Auch wenn die Ölversorgung in Europa nicht mit der in den USA vergleichbar ist, so gibt es natürlich auch hier eine massive Überversorgung, die entsprechend auf die Notierungen drückt.
Die kurz vor Ostern beschlossenen Förderkürzungen der großen Ölförderländer kommen wohl zu spät und sind auch nicht ausreichend. Gestern wurde daher kurzfristig eine Videokonferenz anberaumt, die aber wohl kein zählbares Ergebnis brachte.
Die Produzenten sind nun wohl auf sich gestellt und müssen eigenverantwortlich handeln. Wer sein Öl nicht mehr an den Mann bringen kann, muss die Förderung einstellen. So sehen es auch die texanischen Ölunternehmen, die jegliche regulatorischen Eingriffe ablehnen und die Kräfte des freien Marktes wirken lassen wollen.
Bei den Analysten von Goldman Sachs rechnet man damit, dass das derzeitige Chaos am Ölmarkt noch bis mindestens Mitte Mai weitergehen könnte. Tatsächlich hängt dies aber natürlich von der Entwicklung der Nachfrage ab, die wiederum durch die politischen Vorgaben zur Corona-Pandemie beeinflusst ist.Die gestern nach Börsenschluss veröffentlichten US-Ölbestandsdaten des American Petroleum Institut (API) brachten die erwarteten starken Aufbauten. In Summe stiegen die Vorräte um über 24 Millionen Barrel an. Da sich die Ölpreise aber ohnehin im freien Fall befinden ist nicht auszumachen, wie groß der Einfluss der Zahlen tatsächlich ist.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern etwas zulegen. Stützend wirkte hier sicherlich der überraschend gut ausgefallene ZEW Konjunkturerwartungsindex per April. Hier wurde für die EU ein Wert von 25,2 Punkten ermittelt, während dieser im Vormonat noch bei minus 49,5 Punkten lag.
Die Heizölpreise hierzulande geben weiter kräftig nach. Bereits gestern gab es Abschläge in einer Größenordnung von gut zwei Cent pro Liter, heute dürften nach aktuellen Berechnungen und ersten Preistendenzen nochmals 1,5 bis 3 Cent hinzukommen - je nach Region. Das Problem des Handels ist nach wie vor die extrem hohe Nachfrage, die sich nicht nur auf die Lieferzeiten auswirkt, sondern auch gewisse Risikoaufschläge einfordert. Das Volumen des Heizölhandels sollte in der globalen Betrachtung aber trotzdem nicht überschätzt werden. Auch wenn die Nachfrage hier aktuell extrem hoch ist, steht der Luftverkehr nahezu still und auch der Verbrauch der Industrie und im Verkehrssektor ist stark zurückgegangen, sodass es eben weltweit zu dieser aktuell sehr hohen Überversorgung kommt.
(Quelle: Heizöl-News von FastEnergy)