» 06.05.2020 « Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben auch gestern wieder massive Gewinne erzielt und sind innerhalb von nur einer Woche um über 50 Prozent angestiegen. Am Heizöl-Markt war dies aber kaum spürbar und die Notierungen werden wohl - wenn überhaupt - auch heute nur geringfügig nach oben tendieren.
Aktuell stehen die Juli-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte "Brent" bei 30,75 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl "West Texas Intermediate" kostet zur Stunde 24,40 Dollar. Der Euro fällt im Vergleich zum US-Dollar deutlich zurück und wird heute Morgen nur noch zu Kursen um 1,0840 US-Dollar gehandelt.
Nun hat der wohl leider unangebrachte Optimismus an den Aktienmärkten auch den Ölmarkt erfasst. Die Rohölpreise haben sich vom Tief vor gut zwei Wochen fast verdoppelt. Ob diese Rallye ihre fundamentale Berechtigung hat, darf aber bezweifelt werden, denn die Überversorgung ist nach wie vor eklatant und die Lagerkapazitäten zur Gänze ausgeschöpft.
Derzeit werden Zuwächse bei den US-Ölvorräten von über 12 Millionen Barrel, wie gestern nach Börsenschluss vom American Petroleum Institute (API) vermeldet, schon bullish, also preistreibend gewertet, obwohl die Erwartung der Analysten sogar niedriger, bei einem Plus von nur 11 Millionen Barrel lag.
Natürlich wird sich die Nachfrage langsam wieder erholen und die Ölproduktion abnehmen. Dies wird im schlimmsten Fall auf Sicht von mehreren Monaten oder Jahren dann eventuell sogar zu einer Unterversorgung und stark steigenden Notierungen führen. Kurz- und mittelfristig dürfte es aber bei einer massiven Überversorgung bleiben und so werden die Ölpreise sehr wahrscheinlich auch bald schon wieder unter Druck geraten.
Vor allem dann, wenn der Wirtschaftsmotor nicht so anspringt, wie das zu hoffen ist und wie dies derzeit an den Aktienmärkten gespielt wird. Derzeit notieren die wichtigsten Aktienindizes gerade einmal rund 20 Prozent unter Allzeithoch, während es massive Konjunktureinbrüche im zweistelligen Prozentbereich gibt. Es wird spannend zu beobachten sein, wie es hier weitergeht.
Heute Morgen wurden die Arbeitsaufträge der deutschen Industrie per März mit einem Minus von 15,6 Prozent veröffentlicht. Die April-Zahlen werden sicherlich nicht besser sein! Die Autoverkäufe sind hier komplett eingebrochen.Am Devisenmarkt brachte die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, dass die EZB mit ihren Anleihekäufen verfassungswidrig gehandelt hat, den Euro unter Druck. Auch wenn hier kurzfristig keine Änderungen vorgenommen werden müssen, so dürfte dieses Urteil die Unterstützung für die europäische Wirtschaft durch die Notenbanken in Zukunft deutlich erschweren.
Erneut also keine guten Vorgaben für den deutschen Inlandsmarkt, wo die Heizölpreise aber weiterhin kaum aus der Ruhe zu bringen sind. Die zum Beginn des Ölpreis-Crashs im Vergleich zum Weltmarkt auseinandergegangene Schere schließt sich immer mehr und zeigt den Kritikern, die den zu langsamen Rückgang der Heizöl-Notierungen sicherlich auch in gewisser Weise zurecht moniert hatten, dass der Markt funktioniert und dieser Sondereffekt wieder verschwindet. Auch heute muss in einigen Gebieten nochmals mit einem Anstieg in einer Größenordnung von einem halben Cent pro Liter gerechnet werden. Vielerorts geht es aber auch schon wieder nach unten. Im Vergleich zur Entwicklung der Rohölpreise kann man hier in letzter Zeit absolut zufrieden sein!
(Quelle: Heizöl-News von FastEnergy)